Presse

11. 07. 2004

Ruhr Nachrichten (Michael Beste)

Schnittstellen der hohen Tastenkunst

Historisch bedeutenden Schnittstellen der Tastenkunst widmete sich die gebürtige Belgraderin und Wahl-Wienerin Anika Vavic in der Glashalle Schloss Horst. Das einzige Konzert des Klavier-Festivals Ruhr in der Stadt fand regen Zuspruch

Des hohen Ranges der Werkauswahl wegen wurde eine Tonaufnahme gefertigt, zumal die Solistin als angesehene Interpretin des Klavierschaffens von Joseph Haydn gilt. Mit seiner frühen Sonate D-Dur Nr. 19 stieg sie ein. Der Klassiker nährte die sich kräftigenden Wurzeln für Form und Inhalt und festigte Wachstum und erste Blüte. Galant, gefällig und griffig perlt der Verlauf voran. Vavic hielt deshalb die klanglichen Kräfte des eigens für dieses Konzert bereit gestellten Flügels an der kurzen Leine und vermied dynamische und gestische übertreibungen. Verharmlosend indes war die Wiedergabe nicht, das bewies der Vergleich zu Ludwig van Beethovens Sonate Nr. 7 D-Dur. Deutlich wurde das Drängen ans Ende der klassischen Epoche: Die Aufgabe der blichen Dreisätzigkeit sowie die - nur theoretisch manifestierte - erweiterte Sonatenhauptsatzform platzierten Beethoven an die Nahtstelle zur Romantik. Diesen Ruck nach vorn ließ Vavic hörbar werden; grüblerisch und akribisch ging sie vor. Mit Haydns später Sonate As-Dur Nr. 46 und Sergej Prokofjews Sonate Nr. 6 A-Dur knüpfte sie einen vergleichbaren Zusammenhang. Während Haydn hier, Mozart scheinbar überspringend, auf Beethoven hinweist, denkt der Russe wertschätzend zurück. Sein Credo gründete er nach dem Zerfall des traditionellen Tonsystems auf klassische Fasslichkeit im engen, versöhnlichen Verbund mit den neu gewonnenen Freiheiten. Vavic verwässerte bei schärfstem Ausmeißeln der grimmigen, bohrenden und übervirtuosen Attacken niemals die poetischen Ebenen.

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