Presse

29. 08. 2005

El Mercurio (Von Gilberto Ponce)

Ehrlichkeit und Talent

In der immer berfllteren Welt der Pianisten trifft man auf solche, die sich an das von den Komponisten Geschriebene anklammern, andere, die nur ihre Technik vorfhren wollen (was nicht immer mit Musikalitt zu tun hat), solche, die manchmal allzu persnliche Interpretationen suchen und damit am Ende die Werke verzerren, etc.

Im Fall von Anika Vavic, der schnen serbischen Pianistin, die im Zyklus Grosse Pianisten des Teatro Municipal zu hren war, begegneten wir einer Knstlerin, die sich so weit wie mglich an den Stil der Komponisten, die sie interpretierte, anpasste, wobei sie jede Theatralik vermied, die mehr effekthascherisch als musikalisch gewesen wre.

Ihre Annherung war gemessen, und hatte immer die musikalische Sprache und den Geist der Stcke im Sinne. Ihre ganze Technik stand im Dienste der Werke.

Sie begann ihr Programm mit Liszts Transkriptions von Schuberts Des Mdchens Klage , wo das ursprngliche Werk eine Transformation erfhrt, die es zu einem vllig neuen Stck machen, mit grossen technischen Anforerungen, die von der gastierenden Knstlerin vollkommen erfllt wurden.

Eine andere Welt stellen die kurzen Deutschen, Lndler und Schottischen Tnze dar, wie auch die Valses Nobles et Sentimentales , die den folkloristischen Charakter, der ihren Komponisten zu vielen seiner Werke inspirierte, in sich vereinigten, und oft fr Feiern in seinem Freundeskreis bestimmt waren. Wenn wir das Jahr der Komposition in Betracht ziehen, ungefhr 1823, lsst sich daraus der Schluss ziehen, dass der Komponist zu dieser Zeit genausosehr mit Ernsthaftem wie mit Unterhaltsamem beschftigt war.

Anika Vavics Interpretation brachte genauso den spielerischen Charakter der Stcke zum Vorschein wie den unterhaltsamen und intimen Aspekt dieser kurzen Werke, und sie machte die subtilen Unterschiede zwischen ihnen sehr deutlich.

Selten hrt man in Chile die Klavierversion der Valses Nobles et Sentimentales von Maurice Ravel, weswegen das Publikum eher an die Orchesterversion des Stcks gewhnt ist. In diesem Fall nherte sich die Solistin dem sehr konkreten Impressionismus Ravels an, mit einem eher melancholischen Ton und einer verhaltenen Freude in einigen der Walzer. Deutlich war der Unterschied zu den vorigen Werken in der musikalischen Sprache, ohne dass sie die pianistische Sprache des Stckes zu einer symphonischen umdeuten wollte zweifellos ein musikalischer Erfolg.

Gegen Ende seines kurzen Lebens, als er bereits ziemlich krank und in finanziellen Schwierigkeiten war, schrieb Franz Schubert seine monumentale Sonate in B-Dur, D. 960. Diesem Werk merkt man etwaige pessimistische Gedanken des Komponisten nur im zweiten Satz an; der Rest wirkt trgerisch in seinem grossen Optimismus.

Das Interessante an der Version Anika Vavics war, dass sie die melancholischen Gefhle mehr betonte als die leuchtenden, ohne jedoch die ganze Sonate zu verdunkeln ein perfektes Mittelmass. Der Wechselgesang der Haupt- und Nebenstimmen, die Fragen des Werkes wurden alle mit dem gesamten technischen Potential der Solistin vorgetragen.

Insgesamt eine Pianistin von grosser musikalischer Ehrlichkeit, fern von falscher Spektakularitt, und stets im Geist der Komponisten ttig, die sie spielt.

bersetzung: Alexa Nieschla

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