Presse

11. 09. 2009

kn-online.deChristian Strehk (Christian Strehk)

Vor der Uraufführung: Anika Vavic spielt das Shih-Klavierkonzert in Kiel

Kiel - Sie sind schon länger künstlerisch ein Herz und eine Seele, Schöpfer und Medium: Selten jedenfalls spürt man im Vorgespräch zu einer Uraufführung im Kieler Philharmonischen Konzert so viel Übereinstimmung zwischen Komponist und Interpret wie zwischen dem Chinesen Shih und der serbischen Pianistin Anika Vavic.

Mit Kiels GMD Georg Fritzsch sind die beiden in Kontakt, seit die Pianistin unter seinem Dirigat in Innsbruck Ravels
Klavierkonzert spielte und Shih unter den Zuhörern weilte. „Dann wollten beide ein Klavierkonzert von mir haben. Ich mag aber eigentlich keine Klavierkonzerte - und habe mich entsprechend gequält", schmunzelt Shih. Aber als ihm dann Gedichte von Else Lasker-Schüler begegneten („traurig, melancholisch, aber schön"), habe sich eine „Denkrichtung" aufgetan. Das Klavierkonzert
Requiem bringt nun so etwas wie eine menschliche Seele im kreisförmigen Kontinuum der Zeit zum Klingen, die Seele eines Verstorbenen, die letztlich ihren Frieden in sich selbst gefunden hat. „Musik muss fließen wie ein Bach", ist das Credo des Komponisten. Und Georg Fritzsch, der im Konzert ansonsten in die „unerreichten" Klangfarbenbäder der Strauss-Partituren Tod und Verklärung sowie
Ein Heldenleben eintauchen will, dürfte da auf einer Wellenlänge liegen.

Der 33-jährigen Pianistin ist das fließende „Grübeln" in ihrem Part viel Wert. Und sie schätzt die Freiheiten, die Shih seinen Interpreten grundsätzlich einräumt, obwohl er seine primär auf Emotionen zielenden Partituren in geradezu kalligraphischer Schönheit notiert, mit viereckigen Notenköpfen. „Er ist durch und durch ein Ästhet - auch beim Kochen, was er hervorragend kann", analysiert Vavic Werk und Meister.

Beide leben im „Haifischbecken" der Musikmetropole Wien. Shihs Werke werden vor allem in Deutschland sehr geschätzt. Und Vavic schaut gern gen Russland, ließ sich von Rostropovitch in die Geheimnisse der Musik einführen, hält engen Kontakt zu Elisabeth Leonskaja, musiziert demnächst erneut mit Valery Gergiev. Außerdem bereitet sie gerade eine Solo-CD mit literarischen Querverweisen, beispielsweise zwischen Schumanns Kreisleriana und E.T.A.Hoffmann, vor.

Einig werden sich Shih und Vavic nur in einem Punkt so gar nicht: Skrjabin. Während die Pianistin für seine sinnlichen Farbregen schwärmt und demnächst einen eigenen Roman veröffentlichen will, der eine von Skrjabin besessene Musikerin hinter den Kulissen des gnadenlosen Musikbusiness zum Thema hat, schüttelt sich der Komponist beim Stichwort beinahe: „Skrjabin? Viel zu laut!" Vavic lacht: „Du bist eben ein Träumer."

Philharmonische Konzerte am 13. September (11 Uhr) und 14. September (20 Uhr) im Kieler Schloss. Einführung jeweils 45 Minuten vor Beginn. Der Zugang zum Konzert am Sonntag wird möglicherweise durch die Absperrungen für den "Kiel-Lauf" behindert.

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