Presse

18. 01. 2016

Die Presse (eho)

Jung, weiblich, energetisch

Pianistin Anika Vavic brillierte bei der Zusammenarbeit mit dem RSO und der 29-jährigen Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla im Konzerthaus.

Anika Vavic / Bild: Marco Borggreve
Anika Vavic / Bild: Marco Borggreve
Anika Vavic / Bild: Marco Borggreve

In der immer noch männlich dominierten Welt der klassischen Musik bot sich für das Publikum am Freitagabend im Konzerthaus ein ungewohnter Anblick: Die zierliche 29-jährige Mirga Gražinytė-Tyla dirigierte gekonnt das ORF-Radio-Symphonieorchester, die erste und zweite Geige wurde von Damen gespielt und mit der Pianistin Anika Vavic war auch der ausgemachte Star des Abends eine Frau. Am Ende der Stücke gab es keine Handküsse, sondern freundschaftliche Umarmungen.

Die Zuhörer zeigten sich vor allem von der Darbietung Alexander Skrjabins Konzert für Klavier und Orchester in fis-Moll begeistert. Die perfekte Harmonie zwischen Piano und Orchester wurde besonders im zweiten Satz deutlich. Vavic umspielte mit wogenden Klavierklängen das von den Streichern vorgetragene Thema und bedankte sich für die Bravorufe des Publikums mit einer energetischen Zugabe.

Neben Skrjabins Konzert hatte die in Litauen geborene Gražinytė-Tyla eine Suite aus Mieczysław Weinbergs Ballett „Der goldene Schlüssel" ausgewählt. Während die ersten drei Sätze etwas pointierter hätten vorgetragen werden können, kam das Orchester schließlich beim „Tanz der Ratte Schuschera" in Fahrt und beendete den achten Satz mit einer fulminanten Verfolgungsjagd, die das Publikum mit einem Gefühl der Atemlosigkeit zurückließ.

Nach der Pause folgte die „Lemminkäinen Suite" des finnischen Komponisten Jean Sibelius. Im erster Teil „Lemminkäinen und die Mädchen auf Saari" schaffte es die junge Dirigentin, die exakt richtige Mischung aus spielerisch-schelmischen Elementen und satter, sehnsuchtsvoller Stimmung zu finden. Deutlich schwerer schien ihr der berühmteste Teil der Suite, „Der Schwan von Tuonela", zu fallen. Er ist als dunkelster Teil gedacht und hätte mit noch mehr Schwere dargeboten werden können. Orchester und Dirigentin überzeugten hingegen in den opernhaften Phasen des Stückes und boten die orientalische Stimmung und das freudvolle Finale des vierten Satzes gleichermaßen schwungvoll wie mitreißend dar. Jubel und Bravorufe gab es am Ende für die sichtlich erleichterte Gražinytė-Tyla, die nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer jugendlichen Energie begeistern konnte. (eho)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2016)

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